Moses Mendelssohn Akademie
Die Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt basiert auf einer Stiftung bürgerlichen Rechts. Die Stiftung wurde 1996 auf Initiative der aus Halberstadt stammenden jüdischen Familie Nussbaum gegründet.
Ziele der Stiftung sind der Erhalt des historischen Gebäudeensembles und die Vermittlung von Wissen zu Geschichte, Religion und Kultur der Juden und des Judentums an eine interessierte Öffentlichkeit.
Die Moses Mendelssohn Akademie ist eine Begegnungsstätte zur Förderung von Toleranz und interkultureller Kommunikation.

Sitz der Stiftung ist die Klaussynagoge im Rosenwinkel 18.
Die Stiftung Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt ist eng verbunden mit dem Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam und der Moses Mendelssohn Stiftung Nürnberg.
Klaussynagoge

Die Klaussynagoge entstand um 1700. Eine Zeit, in der die jüdische Gemeinschaft in Deutschland klein war und weitgehend ohne religiöse Bildung auskommen musste.
Der in Halberstadt ansässige Hofjude Augusts des Starken, Berend Lehmann (1661 – 1730), wollte in dieser Situation mit seinem Vermögen und seinem Einfluss zum Wohle seiner Glaubensgemeinschaft wirken. Dazu richtete er mit der Genehmigung des brandenburgischen Landesherrn, dem nachmaligen ersten König in Preußen, Friedrich I., die Klaussynagoge als Lehrhaus in einem eigens dafür gebauten Gebäude ein.
Hier sollten drei bis vier bedeutende Gelehrte auf Berend Lehmanns Kosten dem Torastudium „auf ewige Zeit“ nachgehen.
Tatsächlich konnte die Klaussynagoge im Sinne Berend Lehmanns bis zu ihrer Aufhebung durch die nationalsozialistische Politik bestehen.
Wesentlichen Anteil daran hatte seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Halberstädter Unternehmerfamilie Hirsch. Der Begründer der Firma „Aron Hirsch & Sohn“ war Sohn des Klausrabbiners Hirsch Göttingen. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der führenden in der deutschen Metallindustrie. Die Familie Hirsch repräsentierte die neoorthodoxe Ausrichtung der Halberstädter Gemeinde: Gesetzestreues Judentum und traditionelle Gelehrsamkeit in Verbindung mit bürgerlicher Kultur und moderner Weltoffenheit. Als Zentrum der Neo-Orthodoxie hatte die Klaussynagoge eine herausgehobene Position, so dass Joseph Hirsch 1857 einen Neubau im Rosenwinkel 18 errichten ließ.
Dieses Gebäude folgt in seiner Architektur den Vorstellungen seines Stifters Berend Lehmann: Es stehen drei Wohnungen für die Rabbiner und ihre Familien zur Verfügung, und der Synagogenraum mit dem anschließenden Studierzimmer, dem Bet Hamidrasch, wird nun als von außen erkennbarer Sakralbau gestaltet. Die Bedeutung der Familie Hirsch für die jüdische Gemeinde in Halberstadt und die einzigartige Entwicklung, die diese innerhalb des deutschen Judentums nimmt, kann nicht hoch genug geschätzt werden.

In der Pogromnacht 1938 blieb das Gebäude der Klaussynagoge unversehrt. Als Eigentum einer jüdischen Stiftung wurde die Klaussynagoge arisiert. Mit der Oberfinanzdirektion als Vermieter wurde das Gebäude als ein sog. Judenhaus genutzt. Am 12. April 1942 wurden alle hier einquartierten jüdischen Bewohner deportiert. Ab 1944 wurde das Gebäude als Zwangsarbeiterlager genutzt. Ab 1944 wurde das Gebäude als Zwangsarbeiterlager genutzt. Im Zuge dieser Nutzung wurde der über zwei Ebenen reichende Synagogenraum durch eine Zwischendecke geteilt, im Garten und in dem Hof zum Rosenwinkel hin wurden Baracken errichtet.
Nach Kriegsende wurden in dem Gebäude Flüchtlinge einquartiert, später wurde eine Pinselfabrik untergebracht, dann war es Wohngebäude. Mit der Wende wurde die Klaussynagoge als ehemaliges jüdisches Eigentum ohne leibliche Erben an die Jewish Claims Conference restituiert.
1996 konnte das Gebäude mit privaten Mitteln für die Stiftung Moses Mendelssohn Akademie angekauft werden. Nach einer grundlegenden Restaurierung nahm die Moses Mendelssohn Akademie am 9. November 1998 die Arbeit in der ehemaligen Klaussynagoge auf und führte sie wieder ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung als Lehrhaus zu.